Essen wie in syrien

In den letzten Wochen träumte ich immer wieder von der endloslangen Festtafel, die wir beim arabischen Potluck geboten bekommen hatten. Diese liebevoll zubereiteten Gerichte, von denen eins das andere übertraf, konnte ich auch deshalb nicht vergessen, weil mich ihr Geruch auch an normalen Tagen immer umgibt. Obwohl die Chance ja stetig steigt, dass wir bald auch in Deutschland öfters damit in Berührung kommen, wollte ich das Risiko nicht eingehen, mich mit dem Abschied von Elpida auch von seinem Essen trennen zu müssen. Deshalb ging ich einige Tage lang von Frau zu Frau und fragte sie nach den Gerichten, die sie gekocht hatten, guckte ihnen in der Küche über die Schulter und durfte als netten Seiteneffekt alles mal probieren. Die Ergebnisse dieser ganz selbstlosen Recherche möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten.


Zu den Rezepten, die hier auch nach unserer Rückkehr erscheinen werden, muss ich allerdings noch ein paar Sachen sagen:


1. Wenn wir in Deutschland ein Rezept schreiben, beziehen sich die Angaben der Mengen meistens auf die normale Familiengröße von 4 Menschen. Oder auf die Anzahl der Gäste, die sich eine Woche vorher angekündigt haben. Wenn wir allerdings davon ausgehen, dass die normale syrische Mutter für 9 Menschen kocht und dabei immer noch spontan 3 Gäste einladen kann, muss man sich nicht darüber wundern, wenn sie eher in Kilo als in Milligramm rechnet. Erschreckt euch also nicht, wenn ihr lest, dass man jeweils 1,5 Kilo Jogurt und Hackfleisch braucht, es hat schon seinen Grund. Die Mengen reduzieren kann man natürlich gerne, aber vielleicht bietet das Original ja die Möglichkeit, sich auch ein paar Leute spontan dazuzuholen.


2. Anschaulich erklärten, gestikulierten und beschrieben die Frauen, wie genau ihr Gericht zuzubereiten ist. Auf jede Kleinigkeit bedacht gingen sie mit mir Schritt für Schritt die Rezepte durch. Nur eins konnten sie nicht recht verstehen: Meine Fragen danach, wie viel von der Zutat genau rein kann, wie lang genau es köcheln muss, wie heiß der Herd genau sein soll. "Das merkt man doch..", "Bis es eben fertig ist", "Probier und dann tu mehr rein, wenn es noch mehr braucht.". Nach diesem Prinzip sind also meine Maßangaben zu befolgen. Lieber nochmal probieren, dem Köchelnden viel Aufmerksamkeit schenken, aus dem Bauch heraus mutig sein und gerne wie wild herumvariieren.

 

3. Bei Rezepten mag ich eigentlich aus Prinzip nur diejenigen, die viele Bilder haben, damit ich weiß, wie es am Ende aussehen soll. Da ich mich aber leider erst im Nachhinein entschlossen habe, diese Dokumentation zu beginnen, hinkt das Kochbuch an dieser Stelle noch. Bisher habe ich auch wenig Glück mit dem Versuch gehabt, den ganze Potluck noch einmal zu veranstalten und selbst nachgekocht habe ich noch längt nicht alles. Deshalb muss man sich jetzt erstmal mit dem zufrieden geben, was da ist. Und wenn jemand sehr darunter leidet, ist er herzlichst dazu eingeladen, selbst Fotos zu machen!


Wenn man die Rezepte liest, werden einem schon ein paar Unterschiede zu unserer Küche auffallen. Dass ich mit meinem Vegetarisch-Sein das ein oder andere Auge zudrücken musste, werdet ihr zum Beispiel sehr schnell sehen. Wenn aber trotzdem jemand ein Rezept nachkocht, würde ich mich sehr über Bilder und Berichte freuen. Wer weiß, vielleicht eignet sich ja etwas als neues Weihnachtsgericht?