Woche 9 - Feierei

Ooh je, da haben wir euch diese Woche aber mal ordentlich warten lassen.. Das Gute ist, dass wir eine amgemessene Ausrede haben: Woche 9 war eine Woche voller Festlichkeiten, Essen und Tränen, die nicht viel Zeit dafür gelassen hat, sie zu dokumentieren. Deshalb gibt es diesesmal wieder mehr Bilder als Text. Dann bleibt auch mehr Zeit für erste Weihnachtsvorbereitungen..

Feier Nummer 1: Thanksgiving!

Da ungefähr ein Drittel der Volunteers von Better Days amerikanisch Ursprungs sind, kamen wir letzten Donnerstag Genuss unserer ersten Thanksgiving-Feier: Unmengen an selbstgekochtem Essen, Glühwein, ein echter gestuffter Truthahn, Kürbisse und Süßkartoffelmus. Und als i-Tüpfelchen wurden während des Nachtisches (von dem wir am besten gar nicht erst anfangen) beim Wichteln kleine Geschenke ausgetauscht.

Also alles in allem: Mal von dem Grund dieses Feiertages abgesehen, wären wir gerne bereit, Thanksgiving auch bei uns einzubürgern!

Feier Nummer 2: Arabischer Potluck

Wir würden gerne aufzählen, nach welchen Gewürzen die Luft am nächten Morgen im Camp roch, aber dafür kennen wir uns leider viel zu wenig in der Welt der arabischen Küche aus. Die Gemeinschaftsküche war auf jeden Fall erfüllt von dem Herumgewusel der Frauen, Zutaten wurden ausgetauscht und von Minute zu Minute stieg die Vorfreude auf das anstehende Festmahl. Der Gedanke hinter dem Ganzen: Wenn wir Feiertage und Feste feiern, sollten auch die Bewohner die Möglichkeit dazu haben. Auch wenn Thanksgiving weder etwas mit ihrer Geschichte noch mit ihrem Essen zu tun hat, war es ein schöner Anlass, mal wieder die geliebten Rezepte herauszukramen und das Selbstgekochte mit anderen zu teilen. Und der Plan hat gezündet! Schon Tage vorher wurden Zutaten gekauft, Gerichte geplant und der kommende Potluck war das Gesprächsthema Nummer 1 (Prinzip Potluck: Jeder bringt was mit, alle essen alles!). Am gleichen Morgen kam dann auch noch ein kleiner Zirkus dazu, der den Vormittag mit einer hervorragenden Clown-Show füllte. Während dieser einpackte, wurde das Buffet aufgebaut. Ihr könnt euch vorstellen wie die Stimmung war:

Rund 200 Menschen drängten sich um eine lange Tafel, auf der man kaum noch Platz für die gefüllten Teller und Schüsseln fand, die keine Ende nehmen wollten. Kinder naschten die ersten Nüsschen und Kekse von den Tellern, Mütter präsentierten stolz ihre Gerichte, der Rest versuchte den besten Winkel für das perfekte Foto zu finden. Und die Aufregung war nicht umsonst, das Essen war jenseits von Beschreibungen. Jeder kleine Haps löste eine andere Geschmacksexplosion in einem aus und es wunderte keinen, dass innerhalb weniger Minuten die Teller leergeputzt waren.

 

Feier Nummer 3: Women's Danceparty

Samstagabend in der Women's Area: Laute arabische Beats. Die Luft dick von Haarspray und tanzenden Menschen. Frauen und Mädchen, die andere Frauen und Menschen großzügig schminken. Frauen und Mädchen, die zusammensitzen, tratschen und lachen. Frauen und Mädchen, Kopftücher um die Hüften gebunden, ekstatische Fingerverrenkungen, offene, fliegende Haare, Feuer in den dunklen Augen. Ein großes Kuchenbuffet, Henna aus kleinen Tuben, Nagellack. Schon in dem Moment, in dem die Kopftücher abgenommen werden, verändert sich unglaublich viel an der Atmosphäre im Raum. Wenn dann auch noch Lidstrich und verführerische Tanzbewegungen dazukommen, scheinen die Frauen, die man sonst Tag für Tag auf den Fluren um Kinder, Essen und Ehemann besorgt sieht, verschwunden. Und um 10 Uhr abends wird die Musik wieder ausgeschaltet und das Make-Up vom Gesicht genommen. Dann verraten nur noch die verschlungenen Muster aus Henna auf den Händen, was sich hier für ein paar Stunden abgespielt hat.

Wo kamen dann aber diese Woche Tränen her?
Fast täglicher verabschieden wir uns jetzt von Freiwilligen, mit denen wir die letzten Monate verbracht haben. Gerade die letzte Woche hat uns noch einmal gezeigt, mit was für energiegeladenen und spannenden Menschen wir hier Tag für Tag zusammen arbeiten. Dass sie nun einer nach dem anderen wieder in ihre Heimatländer zurückkehren, ist schmerzlich. So viel zu "Don't attache"...